Monthly Review - April 2025

In Kürze

Globaler Makroökonomie
Mangelnde Klarheit über US-Zölle, da die Politik von Tag zu Tag wechselt.
Zentralbanken
Die Märkte gerieten aufgrund der Unsicherheit über die Unabhängigkeit der US-Notenbank unter Druck.
Berichtssaison
In den Chefetagen von Unternehmen ist von steigenden Kosten und Störungen in den Lieferketten die Rede.

Die Märkte

April Kalender

-0,8%

S&P 500

-2,5%

CAC 40

-1,2%

FTSE MIB

-1,7%

EURO STOXX 50

1,5%

DAX 30

1,2%

IBEX 35

-1,0%

FTSE 100

2,2%

BEL 20

0,3%

TOPIX

Quelle: Bloomberg 30.04.2025, Renditen in Landeswährung


Top storys

Jo-Jo-Zölle
Globale Makroökonomie

Jo-Jo-Zölle

An dem von Präsident Trump als solchen bezeichneten „Tag der Befreiung“ wurden mit sofortiger Wirkung Zölle von durchschnittlich etwas über 20 % gegenüber allen US-Handelspartnern verhängt. Die Einführung wurde dann für alle um 90 Tage verschoben, außer für China, wo die Zölle auf 145 % angehoben wurden. US-Finanzminister Scott Bessent räumte später ein, dass Zölle in dieser Höhe „untragbar“ seien. Unterdessen forderte China unter anderem die EU auf, den multilateralen Handel aufrechtzuerhalten. Der IWF (Internationaler Währungsfonds) senkte die globalen Wachstumsprognosen, insbesondere für die USA, und erklärte, Zölle würden den Wettbewerb und Innovationen langfristig verringern. Dennoch würden sich die Prognosen des IWF sofort verbessern, sobald neue Handelsabkommen unter Dach und Fach gebracht würden.

Kampf gegen die Fed?
Zentralbanken

Kampf gegen die Fed?

Nachdem die US-Notenbank (Fed) Bedenken über die Eskalation der Zölle geäußert hatte, übte Präsident Trump scharfe Kritik an Fed-Chef Jerome Powell. Seine negative Rhetorik ließ die Finanzmärkte an der künftigen Unabhängigkeit der bedeutendsten Zentralbank der Welt zweifeln. Der US-Dollar stand im Zentrum des darauffolgenden Sturms, der als „Sell America“-Handel bezeichnet wurde. Auch US-Aktien gerieten hierbei unter Druck. Die Märkte beruhigten sich wieder, als der Präsident eine Kehrtwende vollzog und erklärte, er habe nicht die Absicht, Jerome Powell zu entlassen. Inmitten von Chaos und Verwirrung erreichte der Preis von Gold, der ultimative sichere Hafen, zum ersten Mal die Marke von 3.500 Dollar.

Die Folgen für Unternehmen
Berichtssaison

Die Folgen für Unternehmen

Die Gewinnsaison für das erste Quartal hat begonnen, und Analysten sind gespannt darauf, ob Firmenchefs einen Weg durch das Zolllabyrinth finden. Stattdessen warnten sie vor Schwierigkeiten in den Lieferketten und steigenden Kosten, sogar vor höheren Preisen für die Verbraucher. Der Vorstandsvorsitzende von Mercedes sprach von der höchsten Komplexität seit dreißig Jahren, denn sowohl die Importe als auch die Exporte des Unternehmens seien von den Zöllen betroffen. Viele Wirtschaftsführer wiesen auf die Gefahr einer Rezession hin, wobei die USA potenziell am stärksten betroffen sein könnten. Nvidia rechnete derweil mit einem Gewinneinbruch von 5,5 Mrd. Dollar, nachdem der Verkauf seiner leistungsschwächeren KI-Mikrochips an chinesische Kunden komplett verboten wurde.

Widerstandsfähige grüne Technologie aus China
Verantwortliches Investieren

Widerstandsfähige grüne Technologie aus China

Chinesische grüne Energieaktien haben den Anstieg der US-Zölle größtenteils unbeschadet überstanden. Sie sind zwar effektiv von den USA abgeschnitten, aber die guten Wachstumsaussichten auf den heimischen und europäischen Märkten gleichen den fehlenden Absatz in den USA mehr als aus. Während bis vor kurzem 15 % der gesamten chinesischen Exporte in die USA gingen, lag dieser Anteil bei den chinesischen Exporten von Solar- und Windtechnologie sowie Elektrofahrzeugen nur bei 4 %. In der Zwischenzeit sind die Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der sauberen Energien in den USA gesunken, was auf höhere Vorleistungskosten zurückzuführen ist, da die begrenzte heimische Produktion von Batterien und Solarzellen in den USA weitere Importe erfordert.


Auf dem Radar

Illustration of an orange radar

Hat Präsident Trump bereits Mühe, seine disruptive Agenda umzusetzen? Zum Zeitpunkt des Schreibens hat China nicht um Handelsgespräche mit den USA gebeten, während die verbleibenden Zölle vom „Tag der Befreiung“ für 90 Tage ausgesetzt wurden, nachdem es der Markt für US-Treasuries mit der Angst zu tun bekommen hat. Unterdessen stellen US-Gerichte weiterhin Massenabschiebungen in Frage.

Angesichts der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer Stagflation in den USA steht die Federal Reserve vor einem Dilemma. Senkt sie die Zinsen, um eine schwächelnde Wirtschaft zu unterstützen, oder hält sie an ihrer Ausrichtung auf die Inflationsbekämpfung fest, um die Auswirkungen höherer Importzölle in die USA auszugleichen?

Die geopolitischen Spannungen werden kurzfristig wahrscheinlich nicht nachlassen. Waffenstillstandsvesuche zwischen Russland und der Ukraine sind ins Stocken geraten; Israel befindet sich erneut in Gaza; die Spannungen zwischen Indien und Pakistan haben nach der Gewalt in Kaschmir deutlich zugenommen; und China erhebt weitere Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer.